Fußball WM in Katar - problematische Lage für LSBTI
Die Fußball WM-Vergabe an Katar war und ist ein großer Fehler. - Die homophoben Aussagen WM-Botschafters Katars, der Homosexualität mit einer Geisteskrankheit gleichsetzt, sind indiskutabel und widerwärtig.
Doch sie überraschen nicht, schon bei der Vergabe der WM 2010 war bekannt gewesen, dass es in Katar gravierende Menschenrechtsverletzungen gibt und Homosexualität unter Strafe steht.
Offensichtlich sind Missstände, wie die Korruption im Vergabeprozess, die menschenunwürdige Behandlung der Arbeitsmigranten und Migrantinnen sowie die staatliche Repression gegenüber Frauen und LSBTI-Personen.
Es ist absurd, dass eine Fußball WM in der Wüste stattfindet, in der, obwohl Winter herrscht, die Stadien mit viel Energieeinsatz runtergekühlt werden müssen. Beim Bau der Stadien sind tausende Arbeiter gestorben. Wir brauchen endlich Grundstandards und strenge Vergabekriterien für sportliche Großereignisse. Ich sehe hier die FIFA in der Pflicht. Dass sich der Weltverband bisher nicht zu den Vorfällen geäußert hat, ist skandalös.
Vorfreude kommt so leider bei mir und offenbar vielen anderen nicht auf. Das ist schade, denn Fußballweltmeisterschaften waren gerade in Deutschland immer auch mit vielen Emotionen verbunden - denken wir an das Wunder von Bern 1954, der Sieg 1990 im Jahr der Wiedervereinigung und das Sommermärchen von 2006 als die Welt zu Gast bei Freunden war. Auf eine solche Völkerverständigung können wir in Katar wohl nicht hoffen.
Die Forderung aber, dass deutsche Fans die WM boykottieren sollen, indem sie die Spiele nicht anschauen, halte ich für überzogen. Trotz aller Kritik steht die FDP-Fraktion im Bundestag hinter der Nationalmannschaft und wünscht ihr viel Erfolg bei den anstehenden Spielen. Für alle Sportler und Mitglieder der Funktionsteams muss die freie Meinungsäußerung möglich sein, doch sie dürfen weder einem Zwang zu politischen Äußerungen noch einem Verbot dessen ausgesetzt werden.
Jeder einzelne unserer Nationalspieler hat einen langen und entbehrungsreichen Weg hinter sich, um sich jetzt mit den Besten der Welt im fairen Wettkampf zu messen. Wenn sich Sportler über Monate oder Jahre auf ein Turnier vorbereiten, dann soll für sich auch der Sport im Mittelpunkt stehen. Sie sollten nicht für das Funktionärsversagen büßen müssen. Und Belehrungen von außen, wie sie sich bei der Weltmeisterschaft zu verhalten haben und ob sie nicht ein politisches Signal setzen müssten, brauchen sie nicht.
Gleichzeitig nehme ich viele unserer Spieler als reife Persönlichkeiten mit einer eigenen Meinung wahr. Sollten sie sich aus freien Stücken äußern wollen - wie es Spieler - wie Goretzka, Salihamidžić und Neuer bereits getan haben, dann würde ich begrüßen, dass noch mehr Nationalspieler ihre Prominenz nutzen würden, um sich öffentlich zu äußern. Denn mir ihr erreichen sie eine breite Öffentlichkeit und können auf Missstände hinweisen.
Positionspapier zur Fußballweltmeisterschaft in Katar-v102-20221109_080417.pdf